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80% Hinweis Trisomie und zusätzlich Herzfehler

 
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KKN



Anmeldedatum: 04.12.2011
Beiträge: 7
Wohnort: Kornwestheim

BeitragVerfasst am: 04.12.2011 12:10:18    Titel: 80% Hinweis Trisomie und zusätzlich Herzfehler Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

ich bin so froh, dass wir dieses Forum gefunden haben! Denn ich habe das Gefühl, dass viele von Euch unsere Gedanken und das momentane Gefühlschaos sehr gut nachvollziehen können.

Wir sind derzeit in der 13 SSW (12+4) und hatten am Donnerstag (12+1) unser Ersttrimesterscreening - was ja nur eine Sicherheit für uns sein sollte. Aber alles kam ganz anders... Der Professor, der das Screening gemacht hat, hat sich viel Zeit gelassen, alles doppelt, dreifach und vierfach vermessen, und während der Screenings auch noch gar nicht viel gesagt. Aber das Ergebnis war niederschmetternd!:
Nackenfalte 5,9 mm; gerechntete Werte für T21 1:2, für T13/T18 1:3. Schon die Blutwerte hatten die Ergebnisse schlecht aussehen lassen, da sie die altersgemäßen Wahrscheinlichkeit verdoppelt hatten (ich bin 39). Laut Arzt ist die Wahrscheinlichkeit für eine Chrosomenanomalie bei ca. 80%. Dazu kommt ganz sicher ein Herzfehler: er konnte sehen, dass das Herz nur einen Zugang hat und dass sich das verbrauchte Blut mit dem frischen vermischt (im Arztbrief geschrieben hat er "univentrikulärer Einfluss" und "AV-Regurgitation").

Ich soll nun einen Chorionzottenbiopsie machen lassen - und das will ich ja auch, ich will ja Klarheit! Da aber meine Plazenta sehr ungünstig liegt und noch ein wenig klein ist, muss ich bis nächsten Freitag warten. Und diese Wartezeit macht mich, macht uns einfach fertig!

Mein Mann und ich reden viel, ich weine häufig und ich male mir alles möglich aus. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir einem so kranken Kind ein Leben nicht zumuten möchten - und uns ehrlich gesagt auch nicht. Und trotzdem ist da diese irrige Hoffnung, dass alles noch gut wird (keine Trisomie, nur leichter Herzfehler - etwas, das wir irgendwie "wuppen" können). Und andererseits der "Wunsch", dass es nicht T21 sondern eine der "schlimmeren" Formen ist - weil es mir/uns die Entscheidung einfach erleichtern würde.

Wir haben das große Glück, dass Familie und enge Freunde voll hinter uns stehen und unsere "Entscheidungstendenz" nicht anzweifeln - auch wenn ein Teil der Familie doch sehr gläubig ist.

Dazu muss ich sagen, dass es unser erstes Kind wäre, das wir auch nur durch eine ICSI-Behandlung empfangen haben. Und ich irgendwie gerade das Gefühl habe, die Schwangerschaft stand von Anfang an nicht unter einem guten Stern: Blutungen in SSW 6, Beschäftigungsverbot wegen dauernder Probleme mit dem Blutdruck, dann nochmals Blutungen in der SSW 11. Und dennoch haben wir uns so auf unseren Krümel gefreut!

Wie gesagt, die Situation gerade macht mich fertig, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich denke dauernd daran, krieg den Kopf nicht frei und kann mich nur ganz schlecht ablenken. Dass ich wegen des Beschäftigungsverbots tagsüber allein zu Hause sitze, macht die Situation auch nicht gerade besser.

So, das war meine Geschichte. Wie es weitergeht, erfahre ich dann hoffentlich in 10 Tagen... und Ihr dann auch!
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~caro~
Gast





BeitragVerfasst am: 04.12.2011 14:40:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

zunächst einmal tut es mir sehr leid, dass ihr nicht bessere Nachrichten bekommen habt. Die Wartezeit, die Ungewißheit und die "Entscheidungsfindung" habe ich auch als sehr schlimme Zeit in Erinnerung...

Ich wollte sehr gerne ein paar Gedanken hierlassen... ich möchte meine Gedanken bitte nicht als Kritik verstanden haben, sondern viel mehr als Denkanstöße. Ich war selbst in eurer Situation (sehr ähnlich) und habe mich seither sehr mit dem Thema befasst und unzählige Schicksale gelesen und gehört.

Letztendlich sitzen ja alle, die pränatal eine Diagnose für ihr Kind erhalten – ob nun lebensfähig oder nicht – im gleichen Boot. Das gesunde, erträumte Kind wird es so nicht geben. Trotzdem ist das Kind im Bauch das gleiche, wie schon die ganze Zeit vor der Diagnose. Es ist so, wie es ist. Nun stellt sich also die Frage, was zu tun ist, mit dem Wissen um den „Gesundheitszustand“ des Kindes.

Ich habe vor ziemlich genau 3 Jahren in der 13. Woche eine Diagnose für mein Kind erhalten, die es sehr wahrscheinlich machte, dass es die Schwangerschaft nicht überleben kann und falls doch, mit welchen Handicaps. Und schwupp, schon sieht man sich als Eltern in der Situation, „ eine Entscheidung treffen zu müssen“. Schon diese Tatsache allein ist unmenschlich und grausam. Man soll also nun eine „Entscheidung treffen“ über das Leben seines Kindes – ich glaube, es gibt kaum etwas Unnatürlicheres als Eltern, die über das Leben ihres Kindes entscheiden sollen. Eltern, gerade die Mütter, sind doch genau auf das Gegenteil gepolt: ihre Kinder zu lieben, zu schützen und aufzuziehen. Diese Zeit der „Entscheidungsfindung“ in meinem Leben habe ich als die allerschlimmste Zeit in Erinnerung: die Angst, der Schmerz, die Ungewissheit, wie es weitergehen soll. Die Sorge darum, ob mein Kind jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt in seinem Leben leiden wird.

Heute sehe ich es allerdings so: warum eigentlich soll man eine Entscheidung treffen? Und v.a. so schnell, wie es einem oft nahegebracht wird? Wem hilft es, eine schnelle Entscheidung zu treffen? Die meisten Eltern wollen nach der Diagnose (mich eingeschlossen) alles so schnell wie möglich hinter sich bringen! Man möchte vor der schrecklichen Situation am liebsten davonlaufen. Aber das geht ja sowieso nicht. Es ist unmöglich, man kann die Schwangerschaft ja nicht ungeschehen machen.
Oft lese ich, dass ein Zeitdruck entsteht, ja ein Entscheidungsdruck. „Entscheiden Sie sich schnell, dann können wir noch einen Abbruch in Vollnarkose machen“. Oder „Entscheiden Sie sich schnell, sonst wird das alles noch bürokratischer oder wir müssen einen Fetozid machen.“

Den Eltern wird sehr häufig die Diagnose „hingeknallt“ und als nächstes wird die Möglichkeit des Abbruchs erklärt. Auch die Möglichkeit, das Kind zu behalten, wird angerissen (bei lebensfähigen Kindern und fortgeschrittener Schwangerschaft sicherlich auch in zunehmendem Maße) – aber meist wird dieser Weg nicht näher erläutert und auch als „total ungewöhnliche Ausnahme“ abgetan. Etwas für die „ganz Starken“ und „Mutigen“ unter uns. Er erscheint ja auch unvorstellbar und nicht zu bewältigen. Ausgehend von der gefühlsmäßigen Situation, in der man sich gerade nach Diagnosestellung befindet ist das auch klar: Es tut einem alles weh, wirklich alles, das Herz, die Seele, der Bauch, der Kopf, die Augen sind geschwollen vom vielen Weinen. Man traut sich nicht aus dem Haus. Diesen Zustand noch für den Rest der Schwangerschaft? Nein Danke, denkt man sich. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Was einem aber niemand sagt: dieser Zustand ist ja nur vorübergehend, zeitlich begrenzt. Der Mensch hält Krisen viel besser aus, als er sich das vorher vorstellen kann. So ist die restliche Schwangerschaft nicht!

Nach der Diagnose kreisen die Gedanken, oft wirr durcheinander. Welche Auswirkungen hat diese Diagnose nun: für das Kind, für einen selbst und das eigene Leben, für die Partnerschaft, für Geschwisterkinder, für den Beruf – was werden die Mitmenschen dazu sagen? Daneben schreit das Herz: warum, warum nur ist das Kind nicht gesund? Warum nur muss mir das passieren, warum ist mein geliebtes und gewünschtes Baby behindert oder gar nicht „lebensfähig“, wie es immer heißt.

Und hier setzt nun mein Haupanliegen ein. Warum eigentlich soll man als Eltern ein Kind, das die Diagnose „nicht lebensfähig“ erhalten hat, vorzeitig abtreiben? Wem ist damit geholfen? Ist das wirklich „Sterbehilfe“? Aber das Kind lebt doch, es kann und will noch leben, sein Herz schlägt.

Vielleicht noch kurz zu der Bezeichnung „nicht lebensfähig“: oft muss diese Bezeichnung auch bei den Trisomien 13 und 18 herhalten. Zweifelsohne haben diese Kinder ein sehr viel begrenzteres Leben, als andere. Aber auch wenn das Vorliegen einer solchen Trisomie viele Beeinträchtigungen mit sich bringt, ist doch kein Kind, wie das andere. Kein Kind ist wie das andere, jedes Kind ist einzigartig. Und während nun das eine Kind mit Trisomie 13 oder 18 noch im Bauch stirbt, kann das andere vielleicht Jahre leben. Es gibt viele Beispiele dafür, auch wenn es auf die Gesamtzahl der Kinder mit diesen Trisomien gesehen nur wenige gibt - was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, dass über 95% der Kinder, die pränatal „erkannt“ werden, ja gar nicht ausgetragen werden. Ist der Wert eines Lebens abhängig davon, wie viele Lebensminuten, Stunden, Tage, Jahre oder Monate es zählt? Oder ist ein Leben im Bauch noch kein Leben?

Wo wir bei dem Wörtchen „Wert“ angelangt wären: lebenswert. Was ist eigentlich lebenswert. Es regt sich bei mir immer ein gewisser Widerstand, wenn jemand schreibt, ein Leben sei in seinen Augen nicht lebenswert. Bitte nicht falsch verstehen, jeder hat da seine eigene Philosophie. Aber ich finde es ausgesprochen schwierig, ein anderes Leben als mein eigenes in seiner Wertigkeit zu beurteilen. Ich kann doch nur für mich selbst sprechen. Darf ich auch über die Wertigkeit eines anderen Lebens eine Aussage treffen? Darf ich einteilen in „lebenswert“ und „lebensunwert“. Ich kann doch gar nicht wissen, wie ein anderes Wesen sein Leben und sein Dasein empfindet – außer das Wesen kommuniziert das. Ich finde es unmöglich, den Wert eines Lebens in Kategorien einzuteilen.

Mein Kind ist in meinem Bauch gestorben. Und ich finde, ihr Leben hat einen sehr hohen Wert, es war und ich sehr bedeutsam. Für mich persönlich, für meine Familie und letztlich auch für andere, denn durch sie sind sehr viele schöne Dinge entstanden. Wie sie es selbst empfunden hat, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen. Aber vom Gefühl her, als ihre Mutter, behaupte ich, es ist ihr gut gegangen, sie hatte alles, was sie bauchte in meinem Bauch. Und ab dem Zeitpunkt, wo sie zu schwach war, um zu leben, hat sie sich nach und nach verabschiedet.

Auch wichtig in diesem Zusammenhang erscheint mir das Thema des „Leidens“ zu sein: das ist eine ähnliche Geschichte wie mit dem Wert eines Lebens. Ich weiß doch gar nicht, ich kann doch gar nicht genau wissen, ob ein Wesen, das sich (noch) nicht ausdrücken kann, leidet.

Die Frage des Schmerzempfindens im Mutterleib ist eine Frage, die mich sehr bewegt hat und es noch immer tut. Uns wurde immer gesagt, dass unser Kind nicht leidet. Diese Aussage der Ärzte reichte mir aber nicht. Ich wollte Fakten - die bekommt man aber nicht, oder nur begrenzt. Was ich herausgefunden habe ist, dass sich das Schmerzempfinden bei einem ungeborenen Kind im Laufe der Entwicklung des Gehirns erst bildet. Zwar haben die Kleinen sehr früh sehr viele Reflexe und reagieren auch auf verschiedene Dinge. Ob diese Reaktionen aber als Schmerz empfunden werden, hängt davon ob, ob das Gehirn es schon als „Schmerz“ umsetzen kann. Medizinisch untersucht wurde dies insbesondere aufgrund der Frage, ob ein Kind im Mutterleib eine Narkose bekommen sollte bei z.B. Operationen im Mutterleib oder auch bei einem späten Abbruch oder einem Abbruch überhaupt. Man nimmt an, dass die tatsächliche Umsetzung als „Schmerz“ im Gehirn ab etwa der 24. Woche funktioniert. Insbesondere auch deshalb, weil man weiß, dass ganz kleine Frühchen weinen, wenn man sie piekst. Man nimmt sogar an, dass diese ganz kleinen Mäuse eher ein noch etwas stärkeres Schmerzempfinden haben. Letztlich ist Schmerzempfinden etwas ausgesprochen subjektives, was schon bei Menschen, die sich ausdrücken können, kaum in „Kategorien“ einzuteilen ist. Man kann nicht sagen: die „Untersuchung X“ löst beim Menschen den „Schmerz B“ aus. Schmerz und Schmerzempfinden ist sehr individuell. Anhand der Herzfrequenz und der Hormone im Blut kann man aber feststellen, ob jemand „Stress“ hat – und dann Rückschlüsse darauf ziehen, ob er Schmerzen hat oder nicht.

Übertragen auf das Baby im Bauch heißt das: man weiß es nicht genau. Man nimmt aber an, solange die Herzfrequenz „normal“ ist, ist alles gut. Wie sich verschiedene Fehlbildungen am Kind Auswirken in Bezug auf einen Schmerz, ist also schwer zu sagen. Tatsache ist, dass viele „Fehlfunktionen“ am Kind (z.B. Herz, Nieren) durch den mütterlichen Kreislauf ausgeglichen werden. Mutter und Kind bilden eine Einheit.

Pauschal über ein Leiden im Mutterleib zu sprechen ist also genauso wenig angebracht, wie zu behaupten, das Kind leidet nicht. Es gehört zu den Dingen, die wir nicht mit Sicherheit beurteilen können.

Häufig machen sich Eltern auch Sorgen, wie es ihrem Kind dann nach der Geburt gehen wird. Oft wird den Eltern gesagt, ihr Kind „erstickt“ nach der Geburt (insbesondere bei Nierenfehlbildungen und fehlender Lungenreife). Das ist faktisch natürlich richtig. Jedoch ist das Problem, dass das Wort „Ersticken“ bei den meisten gruselige, qualvolle Vorstellungen hervorruft. Eltern stellen sich ein nach Luft schnappendes, röchelndes Kind vor. Das habe ich wirklich noch von keinen Eltern gehört, deren Kind kurz nach der Geburt gestorben ist. Erstens gleiten die Kinder durch den Sauerstoffmangel im Gehirn in einen Dämmerzustand und zweitens kann man das Erstickungsgefühl durch Medikamente lindern. Ich kenne nur Eltern, die den Moment des Todes ihrer Kinder als friedliches Hinübergleiten beschreiben, mit einem großen Gefühl von Frieden und Wärme. Viele Eltern machen auch spirituelle Erfahrungen und glauben danach an ein Leben nach dem Tod, obwohl sie es vorher vielleicht nicht taten.

Zusammenfassend gesagt ist mir Folgendes wichtig:
- Ob ein Kind nur kurz oder lange lebt, sagt nichts über den Wert aus, den dieses Leben hat. Weder für das Kind, noch für die Eltern.
- Ein Leiden im Bauch lässt sich genauso wenig belegen wie ein Nichtleiden im Bauch. Jedoch ist davon auszugehen, dass ein lebendes Kind mit normaler Pulsfrequenz eher nicht leidet.

Welchen Weg Eltern letztlich für ihr Kind und für sich selbst wählen, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Es gibt ja nur 2 Wege: entweder ein Abbruch oder nicht. Was mir aber ganz wichtig ist, allen Eltern zu sagen, die noch vor dieser Entscheidung stehen: Ein Abbruch ist nicht pauschal der „leichtere“ Weg. Beide Wege sind ungemein schwer.

Bezogen auf ein Kind, das eine lebensbegrenzende Diagnose erhalten hat, würde ich den Abbruch sogar als den schwereren Weg begreifen, denn das Ergebnis ist ja bei beiden Wegen, dass das Kind tot ist. Der Verlust ist da, die Trauer ist da, der Schmerz ist da, der Wochenfluss und der Milcheinschuss sind da. Meist ist die Geburt auch schwerer, weil das Kind ja noch lebt und der Körper und auch die Seele der Mutter genau das Gegenteil von dem wollen, was passiert: nämlich das Kind behalten, schützen und versorgen, nicht vorzeitig gebären. Das Kind wird aus dem Körper der Mutter herausgezwungen.
Der Unterschied der Wege ist einzig der, dass man nach einem Abbruch noch die Schuldgefühle dazu bekommt und wenn man Pech hat man noch Verurteilungen Außenstehender (die meist wenig Ahnung haben) aushalten muss. Und was ganz wichtig ist: man hat das ohnehin kurze Leben seines Kind noch weiter verkürzt und sich die Chance auf schöne, gemeinsame Momente und Erinnerungen genommen – die ja für das ganze Leben reichen müssen.

Meines Erachtens müssen Eltern, die eine Diagnose erhalten haben, viel besser im Vorfeld aufgeklärt werden – und zwar in alle Richtungen, alles muss auf den Tisch und zwar ohne Zeitdruck!

Wichtig erscheint mir auch die Formulierung der Dinge: würden die Sachen beim Namen genannt und nicht von „Schwangerschaftsunterbrechung“ oder „gehen lassen“ oder „Leid ersparen“ gesprochen, dann würden viele Eltern sich vielleicht gegen einen Abbruch entschieden: besonders zu ihrem eignen Wohl, aber auch zum Wohl des Kindes. Sie könnten dann ihr Kind in Ruhe und Frieden Willkommen heißen und verabschieden und wenigstens für kurze Zeit halten und wahrhaftig lieben (nicht nur im Herzen).

Wie sich Eltern letztlich entscheiden, bleibt ihnen ja selbst überlassen. Aber man kann eben nur eine gefestigte und vernünftige Entscheidung treffen, wenn man mit allen Fakten vertraut ist und über alle seine Ängste und Befürchtungen gesprochen hat, wenn man alle Möglichkeiten und Wege – bezogen auf die eigenen Lebensumstände und die Diagnosen des Kindes – durchleuchtet hat . Wenn man im Idealfall sich mit anderen Betroffenen und ihren Erfahrungen ausgetauscht hat. Und das alles braucht Zeit! Zeit, die Eltern meist nicht eingeräumt wird.

Ich kann euch versichern, dass die Beratung nach einem Befund oft noch derart schlecht ist, dass Eltern bereits wenige Tage nach Diagnosestellung zum Abbruch gehen, in dem festen Glauben das Richtige für ihr Kind und auch sich selbst zu tun.

Es ist ein Teufelskreis aus Zeitdruck, fehlender oder inkompetenter Beratung, völlig falschen Vorstellungen und Bezeichnungen und Handeln im ersten Schock. Daran gilt es zu arbeiten!
Nach meinem heutigen Ermessen und persönlichem Empfinden ist es irrelevant, ob ein Kind lebensfähig ist oder nicht! Für die Mutter ist es immer hart, ein Wunschkind abzutreiben. Und ich bin überzeugt, dass es für sehr viele (sicher nicht für alle) der falsche Weg war abzutreiben! Leider wird das vielen Eltern eben erst hinterher klar. Wenn sie merken, dass auch der Abbruch ein unglaublich langer und harter Weg ist - und wohl kaum einfacher als wenn man das Kind bekommen hätte.

Zuletzt möchte ich dir noch schreiben, dass sich die Diagnose bei euch eher nach T21 anhört, denn wäre z.B. T13 oder T18 wären sicher weitere Auffälligkeiten vorhanden. Die allermeisten Herzfehler sind heutzutage reine Routineoperationen. Auch das Turner Syndrom wäre bei euch noch eine Möglichkeit.

Hier noch weiterführende Links zu den Diagnosen:

Trisomie18:
http://www.forum-krankes-baby-austragen.de/t26f15-Trisomie-Edwards-Syndrom.html

Trisomie13:
http://www.forum-krankes-baby-austragen.de/t27f15-Trisomie-Paetau-Syndrom.html

Trisomie21:
http://www.forum-krankes-baby-austragen.de/t19f15-Down-Syndrom-Trisomie.html

Ich wünsche euch alles Gute, hoffe, dass euer Kind gesund ist - und falls nicht viel Kraft für euren weiteren Weg!

Seid mir nicht böse, aber macht euch diese Gedanken lieber vorher, denn hinterher kommen sie zu spät. Das ist das, was leider vielen Eltern passiert und den Trauerweg ungemein erschwert und verlängert.

Ganz liebe Grüße!
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enclandestin



Anmeldedatum: 05.02.2010
Beiträge: 25

BeitragVerfasst am: 08.12.2011 21:17:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo KKN
Du bist genau in der gleichen Situation wie ich damals, wobei es bei mir leider kein happy end gab und bei dir ja auch noch alles gut werden kann. Bei uns wurde auch ein Herzfehler festgestellt, später stellte sich Trisomie 21 raus.

Es ist sicher richtig dass ihr euch jetzt schon Gedanken darüber macht wie ihr euch entscheiden werdet. und du hast ja noch ein paar Tage Zeit dich zu informieren. Ich hatte mir diese Zeit nicht gelassen, weil die Biopsie sehr schnell gemacht wurde und ich schon einen Tag später das Ergebnis hatte.

Also habe ich mit meinem Halbwissen die Entscheidung getroffen. Auch wenn jch heute sage, dass es für mich die richtige Entscheidung war fühle ich mich nicht gut dabei, dass ich die Entscheidung so aus dem Bauch heraus getroffen habe.

Ich wünsche dir alles Gute!
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KKN



Anmeldedatum: 04.12.2011
Beiträge: 7
Wohnort: Kornwestheim

BeitragVerfasst am: 18.12.2011 17:25:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Caro, hallo Eclandestin,

danke für Eure Antworten/ Kommentare zu meinem Post. Tja, die Chorionzottenbiopsie war letzten Freitag (9.12.), und am Montag habe ich im humangenetischen Institut das Ergebnis erfragt. Und leider war es das, was zu erwarten war: unser Baby hat neben dem Herzfehler, der von Pränataldiagnostiker bereits jetzt als mittelschwer bis schwer eingestuft wurde (und selbst ich Laie meine, dass es nicht gut ist, wenn man im Doppler sieht, wie das ganze blaue = verbrauchte Blut das rote = frische Blut "überschwemmt"), noch eine freie Trisomie 21. Und dennoch wollte ich es nciht glauben...

Ich hatte nachmittags gleich noch einen Termin bei meiner Frauenärztin und hatten den genetiker gebeten, ihr auch gleich die Ergebnisse zu faxen. Das war am 12.12., und ich war bei 13+6. Sie hat relativ wenig zu dem Ganzen gesagt, als Untersuchung auch nur kurz überprüft, dass Baby die Biopsie gut überstanden hat und letztlich uns reden lassen. Was mich dann aber im Nachhinein doch aufschreckt, ist ihre Aussage, dass sie eine für mich sehr schwere Schwangerschaft erwarte- und ich nicht nur an das Baby, sondern auch an meine Gesundheit denken müsse! Mein Bluthochdruck macht schon die ganze Zeit Probleme, und nun wird auch mein Zuscker schlimmer.

Dienstag waren wir dann beim Genetiker zum Beratungsgespräch, und die T21 konnten auch wir sehr gut erkennen. Ich empfand dsa Gespräch als sehr aufschlussreich, hilfreich und gar nciht beinflussend. Wir waren auch 2mal zur psycho-sozialen BEratung bei Pro Familia, con der ich mir ehrlich gesagt, mehr versprochen habe. Das erste GEspräch war gut, das zweite dann schon eher beeinflussend - und als ich dann Fragen per E-Mail gestellt habe, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gäber, kam nur eine "bla bla" Mail zurück... Schade eigentlich!

Vorgestern war ich nun vorstationär im Krankenhaus - und so wie es aussieht, werde ich nächste Woche die Schangerschaft abbrechen. Im Moment habe ich noch einen Termin für morgen, den will ich aber auf Mittwoch schieben. Denn noch ist das Ergebnis der Langzeitkultur nicht da (hätte Freitag schon da sein sollen, wird jetzt aber Mitte der Woche), und auch habe ich von meiner Gyn keine Einweisung, sondern nur eine Überweisung. Und ich will zum einen absoltue Gewissheit hinsichtlich der Diagnose, und zum anderen aber auch das verwaltungstechnische korrekt haben... Und meinen Mann dabei haben, der kurzfriostig Montag beruflich stärker eingebunden ist als geplant.

Und obwohl diese Entscheidung auch durch mich gefallen ist und ich mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht habe (schließlich hatte ich nun fast 2 1/2 wochen Zeit und ich habe viele verschiedene Phasen durchlaufen von "ich will das alles nicht", "es wird sicher alles gut", "keiner liebt mein Baby und alle halten es für ein Monster" bbis zu "ich kann nicht mehr"), bleiben natürlich nach wie vor Zweifel. Nun gut...

Danke Euch auf jeden Fall für die Unterstützung, egal ob aufrüttelnd/ zum denken anregend durch Dich, Caro, als auch mitfühlend durch Dich, Eclandestin. Ich bin sehr froh, dieses Forum gefunden zu haben und zu wissen, dass ich mit dieser Situation nicht allein dastehe.
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Salah



Anmeldedatum: 30.12.2008
Beiträge: 20

BeitragVerfasst am: 19.12.2011 14:14:34    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe KKN,

ich war an Weihnachten vor 2 Jahren genau in der gleichen Situation wie du. Es war schrecklich und kann nur zu gut nachvollziehen, wie es dir geht. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass du dich vor niemanden rechtfertigen brauchst. Es ist deine entscheidung und die entscheidung deines Mannes...so soll es sein, wie ihr euch entscheidet.. Wir haben uns damals an Weihnachten regelrecht eingekanzelt zu hause, ich konnte niemanden ertragen ausser meinem Mann...
Ich wünsche dir viel Kraft in dieser "glücklosen" Zeit und hoffe dass es bald wieder bergauf geht und das leben wieder lebenswerter erscheint...
Liebe grüße,
Salah
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Lara



Anmeldedatum: 19.12.2011
Beiträge: 1

BeitragVerfasst am: 19.12.2011 19:47:30    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe KKN,
ich war im September in einer ähnlichen Situation wie du. Unser kleines Mädchen hatte jedoch eine Monosomie X und keine Trisomie. Wir haben uns nach zwei Wochen und etlichen untersuchungen und beratungsgepsrächen zu einem Abbruch der Schwangerschaft entschieden. Ich kann eure Gedanken so gut nachvollziehen. Für mich waren es die schrecklichsten zwei Wochen des Lebens. Wir haben die Schwangerschaft letztendlich abgebrochen, da unser Mädchen es nicht auf diese welt geschafft hätte. Ich kann mit dieser Entscheidung gut leben. Natürlich trauere ich, aber die alternative, ein krankes Kind auszutragen, welches vielleicht noch im Mutterleib verstirbt, gab es für mich nicht. Die seelische Belastung war so schon groß genug.

Ich wünsche euch, dass ihr euch unabhängig von allen Meinungen zu diesem Thema entscheidet und dann auch damit ein gutes leben führen könnt.
Alles gute, Lara
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