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Unser Leopold

 
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Bibi



Anmeldedatum: 04.05.2009
Beiträge: 6
Wohnort: Rhein-Lahn-Kreis

BeitragVerfasst am: 04.05.2009 21:29:00    Titel: Unser Leopold Antworten mit Zitat

Leider habe ich diese Seite erst nach dem traurigsten Tag in meinem Leben gefunden. Ich glaube, Sie hätte mir vorher schon viel geholfen. Allerdings denke ich, hilft sie mir auch jetzt.

Meine Geschichte sieht ähnlich aus, wie Deine, Sylvia. Mein Mann (36) u. ich, 38 haben einen 9-jährigen Sohn. Unser Sonnenschein, gesund, munter und glücklich. Er wünscht sich seit Jahren ein Geschwisterchen und es wollte bei uns nicht klappen, da ich seit ein paar Jahren an Endometriose leide. Plötzlich im Januar war ich schwanger.
Wir glaubten eigentlich schon nicht mehr daran und dachten, es wäre ein Geschenk Gottes. Unser Sohn Clemens hat am 21. Februar Geburtstag und er wünschte sich nichts anderes als dieses Geschwisterchen. Es sollte wahr werden.
Da ich schon 38 bin, wollte ich natürlich alle Vorsorgemöglichkeiten nutzen. Meine FA wahr erst einmal sehr überrascht, dass es doch geklappt hat, aber nach div. Ultraschalluntersuchungen sagte sie mir, alles super, das Baby entwickelt sich toll.
Ich habe dann das Ersttrimester-Screening gemacht. US wieder i. O., keine Auffälligkeit, aber der Blutwert... Verdacht auf Trisomie 13, 18. Für uns brach eine Welt zusammen. Noch 2 Wochen bis zur FU. Kaum auszuhalten. Ich habe dann mit meiner FA u. einer Hebamme gesprochen, die mir beide Mut machten. Das sind oft nur Statistikwerte, wenn der US OK ist, wird schon alles gut sein. Das Baby war auch schon sehr munter (13 SSW).
Die FU (15 SSW) war auch gar nicht schlimm, mein Mann war bei mir und wir haben fest geglaubt, das das Baby gesund ist. Der Fish-Test sagte dann allerdings etwas anderes. Trisomie 21! Wir dachten, wir sterben...
Unser Sohn konnte das gar nicht einordnen (er ist ja zwar schon 9, aber er wollte unbedingt, das wir das Kind bekommen!) Da wir in der Nachbarschaft ein Kind mit einem Gendefekt haben, der zwar nicht so schlimm ist, aber für die ganze Familie eine enorme Belastung darstellt und auch in der Familie einen Impfschaden, der ebenfalls für alle (incl. Geschwistern) eine Belastung ist, waren mein Mann und ich uns einig, dass wir das nicht schaffen. Allerdings wusste ich auch nicht, wie ich den Abbruch in der 16 SSW durchstehen sollte. Ich habe dann noch über eine Woche warten müssen, bis wir das endgültige Ergebnis hatten. Ein Funken Hoffnung u. Gottesglauben war geblieben bis zum letzten Montag. Leider ohne positiven Ausgang. Ich habe diese eine Woche zwischen heulen, Verzweiflung und bewusstem Abschied irgendwie rumbekommen. Aber dann war es doch sehr schlimm. Montag wollte unser Baby (wir haben ihn Leopold genannt) nicht kommen. Mein Muttermund öffnete sich nicht, wie auch beim 1. Kind. Und mein Mann und ich verbrachten die letzte Nacht (ich aber ohne Schmerzen mit Schmerzmitteln) mit unserem Leopold. Dienstagmorgen ging es von ganz alleine, er verabschiedete sich von dieser schlimmen Welt (so empfinde ich es im Moment). Wir haben ihn auch gesehen und sind beide sehr froh darüber.
Nun beginnt die Trauer und das Leben muss irgendwie weitergehen. Unser Clemens versucht mir zu helfen, ist ganz lieb und wir versuchen kreative Sachen zu machen (sein Zimmer renovieren etc.) Ich bin selbständig und müsste eigentlich wieder arbeiten, ich kann aber nicht. Es tut so weh...Und trotzdem bin ich dankbar dafür das ich Leopold spüren durfte und ich ihm ein evtl. großes Leiden erspart habe. Es hätte uns keiner sagen können, wie stark die Behinderung geworden wäre.
Für jede Hilfe bin ich dankbar. Ich bzw. wir sind sehr verzweifelt und wissen nicht wie unser Leben weitergehen soll. Wir haben unser Gottvertrauen verloren.
LG Bibi (Sabine)
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Sylvia



Anmeldedatum: 04.07.2007
Beiträge: 116
Wohnort: Ludwigsburg

BeitragVerfasst am: 04.05.2009 23:32:49    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Bibi,

ich möchte Euch sagen wie Leid es mir tut - jedes einzelne Schicksal hier im Forum geht mir jedes Mal unter die Haut und ich leide mit.

Der Schmerz ist so unsagbar und - auch heute noch - bin ich der Meinung, dass einer aus der "Aussenwelt" einen nicht wirklich verstehen kann. (Schließlich hat man aus deren Sicht doch diese Entscheidung selbst getroffen.... Twisted Evil )

Aber dass man diese Entscheidung für sich selbst trifft und "trotzdem" entsetzlich drunter leidet, kann selten jemand nachvollziehen.

Ich möchte Dir nur ein paar Gedankenanstöße (oder mag man es "Ratschläge" nennen?) hier schreiben. Für mich war es ganz, ganz wichtig bei der ganzen Trauerverarbeitung, irgendwann zu akzeptieren, dass es mein/unser bewusster Schritt war. Und man hat sich niemandem gegenüber zu rechtfertigen.

Erzähl es auch nicht zu vielen Leuten, ansonsten kommst Du immer wieder in diese "Rechtfertigungs-Falle". Und diese zermürbt einen. Ich sage einfach ganz oft nur: wir haben ein Baby verloren. Fertig. In Deinem Text schreibst Du z.B.: <<..und ich ihm ein evtl. großes Leiden erspart habe..> Für diesen Satz würden Dich z.B. alle Eltern mit Trisomie-21-Kindern angreifen. Oder auch vielleicht Freunde/Nachbarn, von denen Du das gar nicht erwartet hättest.

Ich will Dir hier nicht noch "Angst" zur Trauer mit aufbürden, sondern Dich bewahren, dass Du immer wieder in diese "Spirale" der Rechtfertigung gerätst. Du und Dein Mann habt Euch mit Sicherheit lange genug überlegt, was ihr macht. Und es war Eure Entscheidung. Und Euer freies Recht! Dazu habe ich fast ein Jahr gebraucht, dieses zu lernen.

Weiterhin möchte ich Dich wirklich ermuntern (auch wenn es schwer fällt), Dir Hilfe bei einer Psychotherapeutin (nicht Psychologen) zu holen. Ich habe einige Sitzungen gemacht und es half mir wirklich. Ich war zuerst bei einem Mann, das war nicht so gut. Dann befragte ich ProFamilia, ob sie mir nicht jemanden nennen könnten. Ich nannte auch den Grund. Daraufhin empfahlen sie mir eine wirklich tolle Psychotherapeutin, die früher selbst bei ProFamilia war. Die Krankenkassen übernehmen recht häufig nach solch einem Eingriff die Kosten. Sprich mit Deiner Kasse. Und nimm die Möglichkeit wahr!

Auch ich hatte mein Gottvertrauen verloren. Noch viel mehr, als ein Jahr später meine ganz gesunde und geliebte Mutter urplötzlich unter meinen Händen weg starb. Plötzlich wusste ich nicht mehr, was schlimmer war. Aber die Zeit heilt wirklich Wunden. Ich weiss, ein alter und ausgeleierter Spruch.

Nach alledem hatte ich mit der Kinderplanung abgeschlossen. Kinderwagen verkauft etc. Und plötzlich war ich doch nochmal schwanger! Mit 42. Als ich 43 war kam dann letzten November unsere kerngesunde Paula Carlotta zur Welt.

Bitte verlier den Mut und den Glauben nicht!

Dir und Deiner Familie viel Kraft!

Liebe Grüße
Sylvia
_________________
*Auch wenn wir sie nicht sehen können. Sie sind immer da!*
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Bibi



Anmeldedatum: 04.05.2009
Beiträge: 6
Wohnort: Rhein-Lahn-Kreis

BeitragVerfasst am: 05.05.2009 09:39:17    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Sylvia,

danke für Deine Nachricht. Das wird für mich sicherlich auch ein Problem werden, bzgl. der Rechtfertigung. Zum Glück wissen es nur ganz wenig Menschen, das ich schwanger war. Allerdings ist mir im Moment auch egal was andere denken, meine Trauer ist so schlimm, trotz der bewußten Entscheidung. Ich träume sogar nachts davon, dass sich die Ärzte geirrt haben und wir dadurch eine falsche Entscheidung getroffen haben. Vielleicht ist das normal, ich weiß es nicht.
Ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken, eine Psychotherapeutin aufzusuchen. Denke nur, dass durch das ständige Erzählen alles noch schlimmer wird, oder? Habe mir gestern Abend noch das Buch bestellt: Gute Hoffnung - jähes Ende.

Ging es Dir oder auch anderen evtl. auch so, dass man sehr menschenscheu wird. Ich möchte mich am Liebsten einschließen und nicht mehr am Leben teilhaben. Wenn nicht mein Sohn wäre...

Nochmal vielen Dank, Sylvia, für Deine Nachricht.

LG Bibi
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Susanne



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Beiträge: 10
Wohnort: Ahlen /NRW

BeitragVerfasst am: 05.05.2009 12:06:34    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Sabine,
es tut mir schrecklich leid was dir passiert ist.Du brauchst viel Kraft in nächster Zeit und ich drücke dir ganz doll die Daumen ,dass du und dein Mann es schaffen werdet.
Aber glaube mir es ist wirklich so, die Zeit heilt die Wunden,aber ich denke vergessen wird man es nie.
Die Gefühle und Gedanken die du äußerst kann ich sehr gut nachvollziehen,auch ich habe es genauso empfunden ,konnte auch nicht mehr glauben ,dass es einen Gott gibt,der so etwas zulässt.
Das mit dem verkriechen kenne ich auch,konnte kaum einkaufen gehen ohne dass mir die Tränen in die Augen schossen,hätte mich auch am liebsten nur verkrochen,aber ich hatte auch sehr liebe Menschen unter anderem meine Hebamme,die mir immer sehr viel Mut zugesprochen haben,das hat mir sehr geholfen.
Jetzt ist es bei dir noch sehr frisch ,drum lasse dir und deinem Körper etwas Zeit.Diese Zeit ist ganz wichtig das Geschehene zu verarbeiten.Und wenn dir danach ist verkriechst du dich halt mal....habe ich auch!!!
Erst wenn du meinst es geht wieder einigermaßen solltest du wieder an arbeiten denken,und ich glaube du bist noch nicht so weit...
Jetzt ist es bei mir 3 1/2 Wochen her und ich war gestern das erste Mal wieder arbeiten,das war schon komisch....aber irgendwie geht das Leben weiter....habe ja auch 2 Mädchen (Gott sei Dank!!)für die ich da sein muß.
Und du hast deinen Sohn,der dich braucht!
Mir hat dieses Forum in meiner schweren Zeit sehr geholfen und ich bin allen die mir geschrieben haben sehr sehr dankbar.
Drum schaue ich auch immer noch mal hier rein und wenn ich dir irgendwie helfen kann mache ich das sehr gerne...
Du kannst mir also auch jederzeit wenn du jemanden zum "reden"brauchst auch gerne eine persöhnliche Nachricht schicken...
Also sei ganz fest gedrückt und in Gedanken bin ich bei dir ....
LG Susanne
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Bibi



Anmeldedatum: 04.05.2009
Beiträge: 6
Wohnort: Rhein-Lahn-Kreis

BeitragVerfasst am: 06.05.2009 16:07:47    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe Susanne,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich werde gerne darauf zurückkommen. Auch ich wünsche Dir weiterhin Kraft, damit der Alltag irgendwie weitergeht. Muss ja...

Im Moment heule ich jeden Tag (wenn mein Clemens nicht da ist), und kann mich nicht mal an Kleinigkeiten freuen. So etwas kenne ich von mir gar nicht. Aber es ist ja noch ganz frisch...


LG zurück
Bibi
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