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Micky



Anmeldedatum: 20.07.2009
Beiträge: 3
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 20.07.2009 14:52:16    Titel: Meine Geschichte Antworten mit Zitat

Vor wenigen Wochen habe ich dieses Forum entdeckt und gucke seitdem immer wieder rein. Ich wünschte, ich hätte es schon eher gesehen, das hätte mir wohl sehr geholfen. Vieles bewegt mich sehr. Immer wieder weine ich (auch beim Lesen eurer Geschichten), denn auch ich habe eine ganz traurige Schwangerschaft erlebt. Irgendwie muss ich das mal loswerden. Vielleicht hilft es euch Betroffenen ja auch ein wenig zu wissen, dass ihr mit eurem Schicksal nicht alleine seid …

Ich habe Ende Januar festgestellt, dass ich schwanger geworden war. Wir konnten es zuerst gar nicht glauben, haben uns aber auf unser erstes Kind gefreut. Immerhin war ich auch schon 36, und eigentlich war alles perfekt. Einen besseren Zeitpunkt hätte es gar nicht geben können. Mir ging es super, keinerlei Beschwerden, und das Kleine entwickelte sich auch gut.

Einige Berichte, die ich hier gelesen habe, hätten auch von mir stammen können. Wir hatten ebenfalls einen Termin zum Ersttrimester-Screening und haben uns eigentlich darauf gefreut, unser Kind mal etwas genauer sehen zu können. Die Untersuchung wurde zum Horrortrip. Nackenfalte: 3,1 mm, kein Nasenbein darstellbar. Ich war wie gelähmt. Die Ärztin hat noch irgendwas gesucht und nicht gefunden, was aber schon an mir vorbeiging, weil ich wirklich wie betäubt war. Am Ende sagte sie ganz nüchtern, die Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie 21 läge bei 1:14, was für uns eine Katastrophe war. Mein Mann und ich (er war bei der Untersuchung dabei) waren einfach nur geschockt und hatten eine unglaubliche Angst. Danach wurden wir nach Hause geschickt.
Am nächsten Tag kam es noch dicker: Meine FÄ rief an und sagte, dass auch die Blutwerte nicht gut seien. Das Risiko würde nun bei 1:6 oder schlechter liegen. Unsere Welt brach zusammen. Hinzu kam, dass sowohl meine eigentliche FÄ als auch die Spezial-Ärztin, die das ETS gemacht hat, ziemlich unsensibel waren. Als hätten wir nur einen harmlosen Schnupfen. Wir fühlten uns komplett hilflos und alleine.

Einige Tage später hatte ich einen Termin zur Chorionzottenbiopsie. Dieses furchtbare Warten die ganze Zeit, und diese Ungewissheit. Das waren die mit Abstand schlimmsten Tage bzw. Wochen unseres Lebens, ein Albtraum. Am nächsten Tag wurde uns telefonisch mitgeteilt, dass unser Kind tatsächlich Trisomie 21 hat. Die Ärztin wünschte uns dann sogar noch ein schönes Wochenende! Hammer! Wir waren am Ende, hatten schließlich bis zum Schluss noch gehofft, konnten kaum schlafen und haben buchstäblich Tag und Nacht überlegt, was wir tun sollen. Für meinen Mann war sehr schnell klar, dass er sich ein Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom überhaupt nicht vorstellen kann. Für mich war die Entscheidung deutlich schwieriger. Mein Verstand sagte mir ebenfalls, dass es besser wäre, den Kleinen (wir wussten inzwischen, dass es ein Junge war) nicht zu bekommen. Aber mein Herz sagte mir etwas anderes. Es ist doch mein Kind!! Was tun?? Wir haben eine Woche fast ununterbrochen nachgedacht, sehr viel geweint. Dann stand der Entschluss fest: Wir würden unseren Sohn nicht bekommen … Das war so schwierig. Und ich habe riesigen Respekt vor denjenigen unter euch, die sich für das Kind entscheiden! Diese Entscheidung muss aber eben jeder selber treffen, dazu kann jemand anderes eigentlich nichts sagen. Und jeder muss dann mit seiner Entscheidung leben.

Im Krankenhaus dann der nächste Schock: Ich war inzwischen in der 14. SSW, und man sagte mir, dass eine Art Geburt durch Tabletten eingeleitet werden müsste, weil das gerade im Hinblick auf eine neuen Schwangerschaft das Schonendste sei. Ich brach wieder in Tränen aus. Ich dachte, das schaffe ich niemals. Die Ärzte im Krankenhaus waren aber im Gegensatz zu den beiden FÄ, mit denen ich vorher zu tun hatte, wirklich nett und so fasste ich Vertrauen. Dann wieder ein Schreck: Die Oberärztin empfahl uns, das Kind nach dem Ausstoß anzusehen, weil das für das Abschiednehmen und die Trauerarbeit wichtig sei. Wieder dachte ich: Das schaffe ich niemals!

Einen Tag später war es soweit: Ich bekam die Tabletten, erlebte, wie die Fruchtblase platzte, wie Blut kam. Ich weiß nicht, wie ich das überstanden habe. Unser Sohn selber wurde dann unter Vollnarkose anschließend geholt, sodass ich zumindest das nicht bewusst miterleben musste. Am nächsten Morgen haben wir ihn tatsächlich noch gesehen. Und ich bin wirklich dankbar, dass wir diese Möglichkeit hatten. Das werde ich natürlich niemals vergessen. Wir haben auch Fotos mit nach Hause bekommen, das Wertvollste, was ich besitze. Es war natürlich unendlich hart, ihn zu sehen und Abschied nehmen zu müssen, aber ich denke, wir waren es ihm einfach schuldig, ihn wenigstens einmal angesehen zu haben. Für mich war es im Nachhinein gut. Ich bin seine Mama und werde es immer bleiben. Und der Kleine bleibt immer mein Erstgeborener, egal was passiert. So sehe ich das jedenfalls. Er bleibt immer in meinem Herzen. Das habe ich ihm versprochen (daran habe ich keine Sekunde gezweifelt). Inzwischen ist es fast 4 Monate her, ich versuche, irgendwie tapfer mein Leben zu leben, gehe arbeiten (wo ständig schwangere, glückliche Kolleginnen sind), aber ich denke oft an ihn.

Ich habe außer mit meinem Mann mit niemandem ausführlich darüber gesprochen. Schnell kamen aus der nächsten Verwandtschaft solche Äußerungen, die mich wohl trösten sollten, wie: „Das war ja noch kein richtiges Kind.“ Für mich war es das, obwohl er natürlich erst in der 14. SSW war. Deshalb habe ich mich niemandem mehr anvertraut und mache alles mit mir selber aus. Es tut einfach noch immer sehr weh. Mein Trauern ist noch lange nicht abgeschlossen, und ich glaube, das ist gut so und völlig normal. Mein Mann, der zwar auch sehr, sehr traurig war, kann das nicht so richtig verstehen. Ihm hilft es offenbar, sich immer vorzustellen, dass es noch kein „richtiges Kind“ war. Ich glaube, meine Trauer macht ihm Angst. Deshalb verberge ich es vor ihm, so gut ich kann.

Inzwischen denken wir an eine neue Schwangerschaft, haben aber gleichzeitig Angst. Obwohl es eine freie Trisomie war, die nicht erblich bedingt ist. Aber ich hoffe, dass unser Sohn sein mögliches Geschwisterchen irgendwie beschützen kann. Das macht ein wenig Mut …
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fee



Anmeldedatum: 17.07.2009
Beiträge: 3
Wohnort: Tirol

BeitragVerfasst am: 20.07.2009 19:01:05    Titel: Kann dich verstehen Antworten mit Zitat

Hallo !
Musste leider vor 2 Wochen das gleiche erleben. Die Diagnose Trisomie 21 bekam ich erst in der 15 Wo, da das Ergebnis der Kurzzeitkultur uns ein gesundes Mädchen versprach. Drei Wochen später dann der Schock, das Ergebnis der Langzeitkultur wies auf eine Trisamie 21 hin. Wir gehörten leider zu jenen 2 % wo Kurz - Und Langzeikultur nicht übereinstimmen.
Ich gebar meine Tochter in der 16. Wo still. Es war für mich ein sehr intensives und bewegendes Erlebnis. Fee, wie ich mein Töchterchen nannte, sah unendlich süß und friedlich aus. Nach der Geburt folgte eine Ausschabung unter Narkose. Alle waren sehr lieb und verständnisvoll.
Die Tränen wollen noch immer nicht versiegen, mein Mann steht mir zwar tröstend zur Seite, kann aber nicht so wirklich mitfühlen. " Es war unsere Entscheidung "
Vor 7 Jahren hatte ich eine verhaltene Fehlgeburt in der 16. Wo. Das das Baby aber wahrscheinlich schon in der 12. Woche gestorben war, wurde eine Ausschabung gemacht. Damals war ich froh, keine Geburt ertragen zu müssen, froh einfach in Narkose zu liegen und nichts mitzubekommen.
Die Trauerarbeit dauerte damals unendlich lange. Ich wusste weder das Geschlecht meines Babys noch wie es aussah.
Auch wenn es sehr schwer fällt, ein totgeweihtes Kind zu gebären, es anzusehen und sich zu verabschieden, es ist wirklich unendlich wichtig und die Angst davor unberechtigt.
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Micky



Anmeldedatum: 20.07.2009
Beiträge: 3
Wohnort: NRW

BeitragVerfasst am: 23.07.2009 20:23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo!
Vielen Dank für deine Antwort! Was dir passiert ist, tut mir wahnsinnig leid. Dein Erlebnis und dein Verlust sind ja noch ganz frisch. Es ist schwierig, die passenden Worte zu finden, habe dir aber auch noch eine PN geschrieben, und ich wünsche euch ganz viel Kraft und hoffentlich bald wieder neuen Mut ...
Für mich war es auch sehr gut, dass ich meinen Sohn noch sehen konnte und Fotos bekommen habe. Ich denke so oft an ihn und er fehlt mir ganz schrecklich! Aber auch das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Ich bin zwar unendlich dankbar, dass ich ihn sehen durfte, aber für jemand anders ist genau das vielleicht nicht richtig. Es ist immer schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen.
Im Moment ist es für mich auch wieder sehr schwierig, mit der Situation umzugehen. Eigentlich hätte ich jetzt die letzten Arbeitstage vor Beginn des Mutterschutzes - tja, eigentlich ... Und ausgerechnet jetzt muss ich im Job auch noch richtig kämpfen, obwohl ich eigentlich gar keine Kraft mehr habe. Dazu kommen einige schwangere Kolleginnen, deren Fröhlichkeit und Stolz ich einfach kaum noch ertragen kann. Ich weiß, es ist gemein, so neidisch zu sein, aber im Moment kann ich nicht anders ...
Hinzu kommt, dass ich mit niemandem reden kann (von Anfang an nicht). Mein Mann versteht mich nicht. Da kommt es eher zu Streit. Kämpfen an allen Fronten, bloß nichts anmerken lassen und immer tapfer sein - das schaffe ich einfach nicht immer. Obwohl es von mir verlangt wird. Manchmal habe ich das Gefühl, ich platze vor Kummer ... Ich bin soo froh, dass es dieses Forum gibt!

Liebe Grüße, Micky
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Barbara



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Beiträge: 102
Wohnort: Schweiz

BeitragVerfasst am: 24.07.2009 15:33:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Micky. Wenn ich Deinen Text lese, denke ich es wäre das Beste wenn Du und Dein Mann Euch Hilfe holen würdet. Gerade für Dich, Du sagst ja selber, dass Du mit niemandem reden kannst. Suche Dir eine gute Beratungsstelle. Natürlich wäre es besserer wenn du diese Situation mit Deinem Mann zusammen verarbeiten könntest. Will er nicht, so hat Du die Möglichkeit mit jemandem neutralem die Situation zu besprechen und zu verarbeiten. Alles Gute. Barbara
_________________
Die Natur und damit auch unser Erbgut kennt kein gut oder schlecht, sondern einfach nur unvorstellbare Vielfalt... (Prof. Dr. med. E. Gödde)
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Sylvia



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Beiträge: 116
Wohnort: Ludwigsburg

BeitragVerfasst am: 24.07.2009 19:13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Micky,
ich kann Barabara nur beipflichten. Ich habe mir damals auch Hilfe geholt, weil mein Partner einfach nicht damit umgehen konnte. Ich fühlte mich unglaublich alleine.

Meine "Selbsthilfe" war natürlich auch diese Website zu initiieren. Aber über ProFamilia habe ich eine tolle Therapeutin empfohlen bekommen. Die Kasse hat das bei mir bezahlt. Und es half mir!

Denke doch einfach mal darüber nach.

Viele Grüße
Sylvia
_________________
*Auch wenn wir sie nicht sehen können. Sie sind immer da!*
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